Jörg Phil Friedrich
Philosoph und Publizist

  • Ursachen und Wirkungen

    Der wissenschaftliche Blick auf gesellschaftliche Herausforderungen ist oft von Labordenken und einfachen Ursache-Wirkungs-Vorstellungen geprägt. Man greift sich ein Geschehen als Ursache heraus und beschreibt die unerfreulichen Auswirkungen. Das kann man beim Klimawandel ebenso beobachten wie bei der Pandemie. Die Schlussfolgerung ist dann, die Ursache zu beseitigen, man meint, damit wäre alles gut. Auf Welt.de habe…

  • Richtig streiten

    Gibt es eine Logik des richtigen, guten Streitens, eine Logik, die sich nicht an feste Regeln klammert sondern die Emotionalität, Spontanität und die eigene Betroffenheit als Teil der menschlichen Rationalität berücksichtigt? Können wir gut streiten, auch wenn wir nicht „sachlich“ bleiben können oder wollen? Darum geht es in meinen Essay Richtig streiten, das als Buch…

  • Eidechsen, Eichhörnchen, Affen und Menschen

    Der Verhaltensforscher Michael Tomasello hat wieder ein inspirierendes Buch geschrieben. Dieses Mal geht es um die Frage, wie das entstanden ist, was wir heute als „Handeln“ bezeichnen. Nur vier Evolutionsschritte trennen uns da von den Eidechsen, meint Tomasello. Seine Gewissheiten und selbstverständlichen Deutungen haben mich allerdings skeptisch gemacht. Im Freitag gibt es eine Rezension von…

  • Über einen christlichen Umgang mit AfD-Anhängern

    Die christlichen Kirchen wollen mit der AfD nichts zu tun haben. Immer mehr Fälle werden bekannt, in denen Leuten, die für die AfD tätig werden, Ämter entzogen werden, sowohl im Ehrenamt als auch bei Pfarrerstellen. Die Unvereinbarkeit von Christentum und AfD-Wahl wird deklariert. Passt das zum christlichen Verständnis, wie es im Neuen Testament zu finden…

  • Ein Soziologe, der Folgebereitschaft herstellen will

    Was kann die Soziologie während einer Krise, etwa einer Pandemie, leisten? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Klaus Kraemer aus Graz sieht die Methodenkompetenz seines Fachs in der Bereitstellung und kritischen Prüfung empirischer Verfahren. Zudem käme ihr vor allem die Rolle der Beobachterin und Kritikerin zu, die auf die gesellschaftlichen und sozialen Gefahren einer zu…

  • Musikgruppen als rationale Akteure

    In der Reihe Routledge Studies in Metaphysics wird im August der Band The Ontology of Music Groups. Identity, Persistence, and Agency of Creative Groups erscheinen und ich freue mich, dass darin mein Beitrag Music Groups as Rational Agents enthalten sein wird. Was ziemlich speziell und abseitig klingt, ist nicht weniger als der Versuch die Rationalität…

  • Winnetou, Jim Knopf und die Weißen Retter im Kinderfilm von 2024

    Sprache wird von diskriminierenden Begriffen gereinigt, niemand soll mehr rassistische Wörter lesen oder hören müssen, auch nicht in Werken aus vergangenen Zeiten. Und zugleich werden, in ganz gereinigter Sprache, rassistische Klischees und Vorstellungen von weißer Überlegenheit reproduziert. In meiner neuen Kolumne auf der Website des Verlags Karl Alber habe ich mir das an zwei Beispielen…

  • Corona-Aufarbeitung in einer Kommission?

    Die Risse, die seit der Corona-Pandemie durch die deutsche Gesellschaft gehen, werden tiefer und zeigen sich auch bei anderen Themen. Kritische Aufarbeitung wäre dringend nötig, aber – so argumentiere ich in einem Streitgespräch mit Heribert Prantl im Deutschlandfunk – nicht in einer Kommission, sondern in aller Öffentlichkeit, im Parlament und in den Medien. Und dafür…

  • Atmosphären der Stille

    Anna Schreiber ist die Autorin eines Buchs, das aus philosophischer (genauer gesagt: phänomenologischer) Perspektive eine Tätigkeit beschreibt, der wir uns vielleicht zu selten, manchmal im falschen Moment, aber jedenfalls normalerweise täglich widmen: Das Schweigen. Die Vielfalt dieses Phänomens stellt sie in ihrer Dissertationsschrift dar, und ich habe darüber nicht geschwiegen, allerdings auch nicht gesprochen, sondern…